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  • AutorenbildRegina Ofner

Die Hälfte aller Stellenanzeigen sprechen Frauen nicht an

Aktualisiert: 11. Okt. 2022

Im Umkehrschluss bedeutet dass, 50% der ausgeschriebenen Stellen sind für Männer geschrieben und zwar nur für Männer! Und das in Zeiten in denen wir über Fachkräftemangel reden und viele Branchen händeringend auf der Suche nach MitarbeiterInnen sind.





Was manche vielleicht schon vermutet haben wurde nun in Studien belegt. Ein Großteil der Stellenprofile hat eine abschreckende Wirkung auf Frauen. Nicht weil diese Unternehmen keine Bewerberinnen wollen, sondern weil sie es einfach nicht besser wissen.


 

1. Die Unconscions Bias

2. Frauen lesen anders als Männer

3. Das Wording

4. Beschreibung der Jobvorteile

5. Was nicht vergessen werden sollte



1. Die Unconscions Bias


Sie ist die Grundlage warum wir darüber reden müssen. Und wer jetzt 1.000 Fragezeichen auf der Stirn hat, keine Sorge ich löse auf.


Die Unconscions Bias beschreibt Annahmen und Stereotypen über Frauen und Männer. Diese wurden von uns allen unbewußt verinnerlicht und somit beeinflussen sie uns Tag für Tag. Es gibt also eine männliche Bias und eine weibliche Bias.


Bestimmte Attribute werden daher tendenziell eher dem einen oder dem anderem Geschlecht zugeschrieben. Beeinflusst wird dies durch jahrhundertealte Denkweisen und Erwartungshaltungen an die Geschlechter. Diese Klischeevorstellungen laufen meist unterbewusst ab, prägen aber unser Weltbild.


Das macht sich eben auch in Stellenanzeigen bemerkbar. Denn nahezu alle Branchen verwenden hierbei einen starken männlichen Bias in ihrem Sprachgebrauch. Ohne sich dessen bewußt zu sein, ist das für viele Frauen der Grund warum sie sich durch das Inserat nicht angesprochen fühlen.


Um es etwas zu verdeutlichen, hier ein Ergebnis aus einer Studie vom Karriereportal Stepstone. 3.500 Personen wurden bezüglich der Sprachgestaltung in Inseraten befragt. Davon gaben 85% an, dass sie sich schon mindestens einmal gegen eine Bewerbung entschieden haben, aufgrund einer verwendeten Formulierung.


"In Stellenanzeigen werden fast alle Branchen einen stark männlichen Bias in ihrem Sprachgebrauch. Frauen fühlen sich dadurch oft nicht angesprochen".

2. Frauen lesen anders als Männer


In einer „Eye-Tracking-Studie“ konnte nachgewiesen werden, dass sich das Leseverhalten von Stellenanzeigen bei Frauen und Männern unterscheidet. Denn Männer interessieren sich tendenziell stärker für das Unternehmensprofil als für die Anforderungen des Jobs. Frauen dagegen beschäftigen sich mehr mit den Arbeitszeiten, der Verträglichkeit des Jobs mit der Familie, der Unternehmenskultur und natürlich dem Anforderungsprofil.


Vielleicht erklärt sich somit auch der Trend zuerst lang und breit das Unternehmen mit all seinen Vorzügen vorzustellen, bevor es um den eigentlich Job geht. Wer also den Hauptfokus auf das Unternehmensprofil legt, fühlt sich dadurch gut abgeholt.


Für Frauen dagegen ist diese Information eher zweitrangig. Sie wollen zuerst mehr über die eigentliche Tätigkeit und die Anforderungen wissen. Außerdem ist ihnen wichtig zu erfahren wie sich die Stelle mit ihrer familiären Situation vereinbaren läßt und welche Entwicklungspotentiale vorhanden sind.


Jedoch bekommen sie diese Angaben, wenn überhaupt, nur selten auf den ersten Blick. Bei Online Anzeigen müssen Frauen meist etwas runterscrollen oder auf der Website suchen um diese Informationen zu erhalten.


Das kann zur Folge haben, dass die oder andere Leserin bereits nach den ersten Zeilen das Interesse verliert.



3. Das Wording


Formulierungen werden von uns also automatisch als männlich, weiblich oder auch als nicht geschlechtsspezifisch wahrgenommen. Zusätzlich verbinden wir unbewußt Wörter mit Bildern und Emotionen. Das bedeutet wir können weder neutral sprechen, zuhören oder lesen. Obwohl wir meistens glauben genau das zu tun.


Menschen werten und bewerten also ständig. Werden also in einer Stellenanzeige eher männliche Eigenschaften betont, haben Frauen schnell das Gefühl für den Job nicht ausreichend qualifiziert zu sein. Und zwar nicht weil sie es nicht wären, sondern weil sie sich selbst nie so beschreiben würden.


Übrigens hat die Bewertung der verwendeten Sprache bei offenen Stellen auf Frauen einen größeren Einfluss als auf Männer. Das hat unter anderem damit zu tun, dass das Anforderungsprofil sehr genau gelesen und auch wörtlich genommen wird.


"Werden in einer Stellenanzeige eher männliche Eigenschaften betont, haben Frauen schnell das Gefühl für den Job nicht ausreichend qualifiziert zu sein. Und zwar nicht weil sie es nicht wären, sondern weil sie sich selbst nie so beschreiben würden".

Es sind vor allem Eigenschaften die sich auf Status und Macht beziehen die bei den Leserinnen eine abschreckende Wirkung erzielen. Und das unabhängig davon ob sie diese Attribute erfüllen oder nicht.





Inserate mit einer tendenziell stärkeren weiblichen Bias finden sich wenig überraschend in den eher weiblichen und schlechter bezahlten Branchen. Dazu zählen das Gastgewerbe, die Hotellerie, Gesundheitsberufe und der Bildungsbereich. Hier scheint es also ein Selbstverständnis zu geben gezielt Frauen anzusprechen.


Hilfreich ist es außerdem wenn anstatt der Eigenschaft eine Verhaltensweise beschrieben wird. Das kann einerseits mehr Klarheit schaffen als ein einziges Wort und andrerseits entfaltet es mehr Freiraum.


Hier einige Beispiele für Alternativen:

  • meinungsstark - die eigene Meinung vertretend

  • ehrgeizig - Ziele definieren und verfolgen

  • analytisch - Zusammenhänge durchschauen und verstehen

Es wirkt persönlicher und einladender was wiederum zusätzlich Interessentinnen motivieren kann für eine Bewerbung.



4. Beschreibung der Jobvorteile

Nicht selten werden auch bei der Beschreibung diverses Jobvorteile Genderklischees bedient. Das männliche Mindest wird gut bedient wenn Aufstiegsmöglichkeiten, Führungstätigkeit und Autorität genannt werden.


Frauen begeistern sich wenn es darum geht eigene Fähigkeiten einzubringen, angenehme Arbeitsbedingungen und Abwechslungsreichtum erwarten zu können. Also auch hier gilt es darauf zu achten keine einseitige Hervorhebung von Jobvorteilen zu machen.


Übrigens nicht selten fokussiert die Person die das Stelleninserat schreibt, auf die Elemente die für einen selbst wichtig sind. Denn in der Regel geht man (unbewußt) davon aus, dass die eigene Wertigkeit auch auf andere Menschen zutrifft.


Das Wording bietet also sehr viel Spielraum um alle Geschlechter gut abzuholen. Gleichzeitig kann es eine auf den ersten Blick interessante Stelle, wiederum schnell uninteressant machen. Somit ist die Grundvoraussetzung für eine optimale Personalauswahl, eine sorgfältige Formulierung in der Stellenausschreibung.



5. Was nicht vergessen werden sollte


Nicht immer begeistert die Stelle an sich und trotzdem kommt es zu einer Bewerbung. Denn mindestens genauso wichtig wie der Job an sich sind die Werte des Unternehmens, die Unternehmenskultur, die Flexibilität bezüglich der Arbeitszeiten und die Familienfreundlichkeit.


Darum bitte nicht vergessen, diese Informationen können für eine Person der ausschlaggebende Punkt sein, es sich nochmals zu überlegen. Denn Wohlfühl-Arbeitsplatz ist für manche Menschen wichtigen als ein spannender Job.


Wer also dafür sorgen möchte, dass es mehr Bewerberinnen und auch Bewerber auf die Position gibt, sollte auch zu diesen Bereichen zumindest die wesentlichsten Eckdaten liefern.


 

Also es zeigt sich, es gibt noch so einiges das optimiert werden kann um Menschen und im speziellen Frauen für eine ausgeschriebene Position zu erreichen.

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