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  • AutorenbildMarion Heinzelmann

Mythos Work-Life-Balance: weil Arbeitszeit auch Lebenszeit ist

Wo ist sie nur hin? Wo hat sie sich versteckt? Bist du auch noch auf der Suche nach der viel beschworenen Work-Life-Balance in deinem Leben? Fragst du dich, was du falsch machst und warum es bei dir nicht so richtig klappt mit der heiligen Balance zwischen Arbeitszeit und Freizeit?


Dann möchte ich dich heute einladen, dich ganz entspannt in deinem Stuhl zurück zu lehnen und das Konstrukt der Work-Life-Balance getrost aus deinem Kopf zu streichen.


Du brauchst keine Work-Life-Balance!

Doch fangen wir ganz von vorne an und kommen dem Mythos der Work-Life-Balance Schritt für Schritt auf die Spur.


Mythos Work-Life-Balance: um was geht es eigentlich?


Das Grundprinzip versteckt sich schon im Namen: Work-Life-Balance!


Das bestreben ist es, ein gesundes Gleichgewicht zwischen deiner Arbeitszeit und deiner Lebenszeit herzustellen. Auf den ersten Blick scheint das absolut vernünftig und es spricht ja auch einiges dafür, einen gesunden Umgang mit deiner zur Verfügung stehenden Zeit zu finden. Denn wie heißt es so schön: Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich!


Das der Terminus Work-Life-Balance allein bei Google ungefähr 160 Millionen Treffer erzielt zeigt, die große Sehnsucht des Menschen nach Ausgewogenheit und Balance im Leben.


Warum ich trotzdem oder gerade deswegen nicht überzeugt bin vom Streben nach einer Work-Life-Balance und dich ermutigen möchte auch Abschied zu nehmen vom Gedanken der Work-Life-Balance, möchte ich dir jetzt erklären.


Das Streben nach einer Work-Life-Balance setzt dich unter Druck!

Der Balance-Akt

Wie bereits erwähnt, ist es das Ziel ein Gleichgewicht herzustellen. Deine Arbeitszeit ins Gleichgewicht zu bringen mit deiner restlichen Lebenszeit.


Da haben wir auf der einen Seite der Gleichung deine Arbeitszeit. Das ist die Zeit, die du in der Regel deinem Arbeitgeber gegen finanzielle Entschädigung zur Verfügung stellst.


Und auf der anderen Seite steht deine Lebenszeit. Das ist die Zeit, die du dir in einem gewissen Rahmen frei einteilen kannst. Deine Lebenszeit setzt sich dann wieder aus vielen unterschiedlichen Teilen zusammen, wie Familie, Hobbies, Freunde, Urlaub, Entspannung, etc.


Mythos Work-Life-Balance
Mythos Work-Life-Balance

Und genau das ist jetzt die Krux an der ganzen Work-Life-Balance. Denn du bist ständig gefordert die Balance in der Gleichung herzustellen.


Wenn dein Leben zum Balance-Akt wird, um deine Zeit in Einklang zu bringen.

Und das ist keine einfache Aufgabe und verkompliziert sich mit der Anzahl der zu balancierenden Zeitblöcke. Vor allem aber, erzeugt das Streben nach der Work-Life-Balance einen enormen Druck auf dich. Vor allem in Zeiten, in denen sich das Leben von heute auf morgen schlagartig ändern kann, bist du ständig gefordert in einem volatilen Umfeld herum zu balancieren.


Wenn du also manchmal das Gefühl hast, dein Leben gleicht einem Eiertanz, dann weil dein Leben ein schwieriger Balance-Akt ist.


Doch die Work-Life-Balance stellt dich noch vor eine weitere Herausforderung.


Der Ausgleichs-Akt

Wenn du Arbeitszeit und Lebenszeit trennst, dann führt das in der Regel dazu, dass deine Lebenszeit dich entschädigen muss für die verlorene Arbeitszeit.


Du investierst Zeit in deine Arbeit um dir mit der Entlohnung einen Ausgleich in deiner restlichen Zeit zu schaffen. Deine Freizeit ist also Ausgleich für die Arbeitszeit.


Wenn du Freizeit als die Zeit betrachtest, die dich für die Arbeitszeit entschädigen muss, dann erzeugt das wiederum einen großen Druck. Denn du musst deine Freizeit immer so gestalten, dass du diese auch wirklich als Ausgleich für die Arbeitszeit erlebst.


Gelingt das nicht, bereitet sich Frust und Enttäuschung aus. Denn immerhin musst du zuerst einen großen Block Arbeitszeit bewältigen, bevor du die nächste Chance bekommst, einen Ausgleich herzustellen. Und was wenn dieser Ausgleich, aus welchen Gründen auch immer, wieder nicht gelingt?

 

Ich persönlich kenne die Situation nur zu gut. Da freue ich mich die ganze Woche auf das Wochenende, endlich Freizeit. Mache große Pläne was ich alles Tun kann und dann:

  • spielt das Wetter nicht mit,

  • bin ich total ausgelaugt und müde und hab eigentlich Null-Bock,

  • kommen von irgendwoher andere Verpflichtungen auf mich zu.

Und auf einmal lastet da der Druck auf mir: das nächste Wochenende muss aber besser werden!


Zusammengefasst kann mal also sagen:


Das Streben nach einer Work-Life-Balance kostet dich zusätzliche Energie und belastet dein Nervenkostüm.

Nicht zu vergessen, zwingt dich die Work-Life-Balance in ein Korsett, aus dem du nur schwer wieder ausbrechen kannst. Denn einmal im Gleichgewicht, darfst du nichts mehr ändern. Du bist praktisch gezwungen immer auf der gleichen Stelle zu balancieren. Denn wenn du dich zu sehr bewegst oder gar neue Zeitblöcke hinzukommen, wird alles aus dem Gleichgewicht geworfen und du musst von vorne anfangen.


Die kategorische Trennung von Arbeitszeit und Lebenszeit führt dich in ein ganz persönliches Dilemma.

Wie heißt es so schön, wer gute Antworten haben möchte, muss gute Fragen stellen. Und hier liegt meiner Meinung nach das Kernproblem der Work-Life-Balance. Sie stellt die falsche Frage an dein Leben.


Es geht nicht um die Frage, wie du am Besten dein Leben teilen kannst, also in Arbeitszeit und Lebenszeit. Die eigentliche Frage lautet: wie willst du leben?

Denn anstelle dich ständig damit zu beschäftigen, wie dir diese Aufteilung von Arbeitszeit und Lebenszeit am Besten gelingt, wäre es doch zielführender dich zu Fragen was Lebensqualität eigentlich für dich bedeutet und wie du ganzheitlich dein Leben gestalten möchtest.


Lebensqualität, wenn Arbeitszeit zu Lebenszeit wird


Gleich zu Beginn des Abschnitts möchte ich dich zu einem kleinen Gedankenspiel einladen.


  1. Überlege dir bitte kurz, welche Ansprüche du an deine Freizeitgestaltung hast? Nimm dir ruhig etwas Zeit dafür und reflektiere wie du deine Freizeit am Besten für dich gestaltest.

  2. Wie würde sich deine Lebensqualität verändern, wenn du die gleichen Ansprüche auch an die Gestaltung deiner Arbeitszeit hättest?

 

Ich weiß, wir haben immer alles gern gut sortiert und aufgeräumt. Daher passt das Konzept der Work-Life-Balance ja auch so gut. Es sortiert und räumt auf. Doch entspricht das der Lebensrealität?


Unser Leben ist komplex, vielseitig und widersprüchlich. Da lässt sich nur wenig trennen, aufräumen und sortieren. Interessanterweise erkennen diese Tatsache gerade auch viele Unternehmen und versuchen die gut gefestigten und festgefahrenen Silo Strukturen in ihrer Organisation aufzubrechen und eine ganzheitliche Sichtweise zu integrieren.


Im Unternehmenskontext geht es dann immer um die viel zitierte End-to-End Betrachtung. Also alles von Anfang bis Ende durchgehend und ganzheitlich in Verbindung zu bringen.


Wie wäre es also wenn du diesen Ansatz auch in die Gestaltung deines Lebens mitnimmst? Also Arbeitszeit als Lebenszeit und somit als integralen Bestandteil deiner Lebensqualität betrachtest?